Das KW Lüen nutzt die Wasserkraft der Plessur zwischen der Wasserfassung Pradapunt unterhalb von Molinis und der Zentrale Lüen (Bruttogefälle 217 m). Das Triebwasser wird über einen 2’470 m langen Stollen nach Lüen zum dortigen Wasserschloss und anschliessend über eine 710 m lange Druckleitung zur Zentrale Lüen geführt. Zusätzlich wird Wasser vom Clasaurerbach gefasst und direkt in den Stollen eingeleitet. Das Kraftwerk wurde 1914 erstellt und im Jahre 1927 umfassend umgebaut. Die Ausbauleistung des KW Lüen beträgt rund 7 MW. In einem Durchschnittsjahr können rund 44 GWh erneuerbare Energie erzeugt werden (vor der Restwassersanierung).
Die über 100-jährige Wehranlage Pradapunt mit den im Jahr 1927 aufgesetzten Wehrschützen hat seine Lebensdauer erreicht. Eine umfassende Erneuerung der Wehr- und Fassungsanlage ist zwingend. Im Rahmen der Erneuerung wird ein neues Dotierkraftwerk erstellt, welches das Gefälle zwischen dem Stauraum und dem Oberwasserbecken vor dem Stolleneinlauf zur zusätzlichen Stromproduktion nutzt. Der Wehr- und Fassungsumbau dauert zwei Jahre. Im zweiten Baujahr muss das Kraftwerk Lüen ausser Betrieb genommen werden.
Es ist im Zuge der Wehrerneuerung vorgesehen, während der temporären Ausserbetriebnahme auch Erneuerungsarbeiten an Triebwasserstollen, Fassung Clasaurertobel, Wasserschloss und Druckleitung durchzuführen. Ebenso werden bei dieser Gelegenheit die älteren zwei Maschinensätze in der Zentrale Lüen aus den Jahren 1914 und 1928 ersetzt. Der Generator der dritten Maschine mit Baujahr 1988 wird ebenfalls ersetzt (optional; Ersatz der gesamten Maschinen-gruppe von 1988). Das Kraftwerk Lüen wird mit einer Wehr- und Kraftwerkssteuerung ausgerüstet. Durch die Erneuerung der Anlage kann der Betriebs- und Unterhaltsaufwand deutlich reduziert werden.